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In ihrem neuen Bericht über globale Trends in der Jugendbeschäftigung hat die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) am 8. März 2020 gewarnt: Die von den Regierungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie ergriffenen Maßnahmen werden den Zugang junger Menschen zum Arbeitsmarkt gravierend erschweren. Nach Angaben der IAO sind gerade junge Menschen, die häufig in befristeten, atypischen und schlecht bezahlten Jobs arbeiten, weltweit dreimal so häufig arbeitslos wie Erwachsene.

Deshalb wird Deutschland den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europa während seiner Präsidentschaft prioritär behandeln, denn viele junge Menschen brauchen bei ihrem Eintritt in den Arbeitsmarkt individuelle Beratung und Begleitung und müssen gerade in Krisenzeiten besonders unterstützt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird sich die deutsche Präsidentschaft für die Stärkung der europäischen Jugendgarantie einsetzen; sie ist ein wichtiger Bestandteil der Krisenbewältigung. Mit dem EU-Jugenddialog wird die deutsche Präsidentschaft die Beteiligung junger Menschen europaweit fördern. Ebenso möchte sie mit einer Europäischen Jugendarbeitsagenda die Angebote in der Jugendarbeit stärken.

Was ist die Jugendgarantie?

Die Jugendgarantie wurde 2013 als Reaktion auf die Finanzkrise eingeführt. Sie ist die Zusage aller EU-Mitgliedstaaten zu gewährleisten, dass alle Menschen unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos geworden sind oder ihre Ausbildung bzw. ihr Studium abgeschlossen haben, Zugang zu einem Arbeitsplatz, einer Weiterbildung, einer Lehre oder einem Praktikum erhalten. Für die Umsetzung der Garantie hat jeder Mitgliedstaat einen nationalen Plan erstellt. Um Regionen mit einer besonders hohen Jugendarbeitslosigkeit zu helfen, hat die EU 2013 ein neues Finanzinstrument eingeführt: die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen (YEI). Von 2014-2020 hat die Jugendbeschäftigungsinitiative die Jugendgarantie mit einem Startbudget von 6,4 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt unterstützt. 2017 wurde das Budget auf 8,8 Milliarden Euro erhöht. Darüber hinaus wollen wir gemeinsam mit der EU-Kommission und den EU-Partnern die Arbeitslosigkeit und die Jugendarbeitslosigkeit in der EU auch auf der Basis eines handlungsfähigen Europäischen Sozialfonds Plus entschieden bekämpfen.

Was wurde bisher erreicht?

Fünf Jahre nach der Einführung der Jugendgarantie zog die Europäische Kommission im Februar 2019 eine weitgehend positive Bilanz. Die Garantie hat dazu beigetragen, das Leben von Millionen junger Europäerinnen und Europäer zu verbessern. Die Jugendarbeitslosigkeit ist von ihrem Höchststand von 24% im Jahr 2013 auf 14% im Jahr 2019 zurückgegangen. Der Anteil der 15- bis 24-Jährigen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung sind, ist von 13,2% im Jahr 2012 auf 10,3% im Jahr 2018 gesunken. Seit 2014 haben sich jährlich mehr als 5 Millionen junge Menschen in Jugendgarantie-Programmen registriert. Jedes Jahr nahmen mehr als 3,5 Millionen junge Menschen ein Stellen-, Weiterbildungs-, Praktikums- oder Ausbildungsangebot an. Im Rahmen der Beschäftigungsinitiative für junge Menschen erhielten mehr als 2,6 Millionen Menschen in der EU direkte Unterstützung.

Warum sollte die Jugendgarantie gestärkt werden?

Voraussetzung für eine erfolgreiche und insbesondere nachhaltige Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt ist eine gute schulische und berufliche Bildung. Es ist wichtig, dass die Jugendgarantie früh ansetzt, allen jungen Menschen Zugang zur Berufsorientierung und -beratung ermöglicht und Förderempfehlungen für die persönliche Entwicklung gibt. Denn die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen ist nach wie vor höher als bei Erwachsenen und variiert stark von einem europäischen Land zum anderen (siehe Grafik). Je nach Region liegt sie in Europa zwischen 5% und 35%. Ebenso ist das Qualifikationsdefizit eines der zentralen Probleme junger Arbeitnehmer. Junge Menschen sollten daher unterstützt werden, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, insbesondere um den Anforderungen durch die grüne und digitale Transformation auf dem Arbeitsmarkt gerecht werden zu können. Junge Menschen, die während der Coronavirus-Krise in den Arbeitsmarkt eintreten, sind von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie besonders betroffen und benötigen deshalb besondere Unterstützung. Wichtig ist daher sicherzustellen, dass bereits begonnene Ausbildungen auch in der Pandemie weitergeführt und beendet und zugleich neue Ausbildungen aufgenommen werden können, um den Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften während und vor allem auch nach der Krise zu decken.

Gemeinsam mit der Europäischen Kommission und ihren europäischen Partnern will sich die deutsche Präsidentschaft daher für eine Stärkung der Jugendgarantie einsetzen.

Wie können sich junge Menschen in Europa einbringen?

Junge Menschen haben das Recht, bei Entscheidungen, die sie betreffen, einbezogen zu werden, auch auf europäischer Ebene. Mit dem Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft startet eine neue Runde des EU-Jugenddialogs zum Thema „Europe for YOUth – YOUth for Europe: Space for Democracy and Participation“. Der EU-Jugenddialog soll als Teil der EU-Jugendstrategie sicherstellen, dass junge Menschen zu Themen europäischer Jugendpolitik beteiligt werden.

Mit der Europäischen Jugendarbeitsagenda möchte der deutsche Vorsitz trotz vorhandener Unterschiede das gemeinsame Verständnis von Jugendarbeit in Europa weiterentwickeln. Beim 3. Europäischen Jugendarbeitskongress kommen anschließend Expertinnen und Experten aus Praxis, Politik und Wissenschaft zusammen, um über die Umsetzung der Agenda zu beraten.