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Bindeglied zwischen Deutschland und Frankreich

Im Saarland, dieser Grenzregion zu Frankreich, gibt es französische Kindergärten und Grundschulen, ein deutsch-französisches Gymnasium, eine deutsch-französische Universität, ein deutsch-französisches Theaterfestival und, und, und. Dass sich diese Einrichtungen hier angesiedelt haben, hängt einerseits mit der Geschichte des Bundeslandes und seiner geographischen Lage zusammen, ist aber auch das Ergebnis einer klaren Strategie, der sogenannten „Frankreichstrategie“, die 2013 von der saarländischen Regierung vorgestellt wurde. Das Saarland versteht sich als Bindeglied zwischen Deutschland und Frankreich und hat sich zum Ziel gesetzt, das französischste aller deutschen Bundesländer zu werden. Dazu zählt auch, dass Französisch schrittweise als Verkehrssprache neben die Amtssprache Deutsch treten soll. Innerhalb einer Generation, genauer gesagt bis 2043, will sich das Saarland zu einem mehrsprachigen Bundesland entwickeln.

Im Land der Wanderer

Am 23. Oktober 1955 hatte das Saarland die Gelegenheit, ein Kapitel europäischer Geschichte zu schreiben und zu einem eigenständigen europäischen Gebiet zu werden. Doch die saarländische Bevölkerung entschied sich damals in einer Volksabstimmung mit 67,7 % mehrheitlich gegen das von Frankreich und Deutschland ausgehandelte Saar-Statut und somit gegen einen europäischen Status. Am 1. Januar 1957 wurde das Saarland politisch in die Bundesrepublik Deutschland eingegliedert. Mit einer Fläche von rund 2.570 km² ist das an Luxemburg, Rheinland-Pfalz und die französische Region Lothringen grenzende Saarland das kleinste deutsche Bundesland (abgesehen von den Stadtstaaten).

Seinen Namen verdankt das Land dem Fluss Saar. Das Saarland ist eine der wärmsten und waldreichsten Gegenden Deutschlands: So steht man beispielsweise nach einer zehnminütigen Straßenbahnfahrt vom Bahnhof der Landeshauptstadt Saarbrücken aus mitten in einem Urwald. Das Saarland ist bekannt für seine Wanderwege. 2017 wurde der Saar-Hunsrück-Steig zum schönsten Fernwanderweg Deutschlands gekürt. Seit 2016 kann man vom Aussichtsturm des Baumwipfelpfads den beeindruckenden Ausblick über die Saarschleife, die schönste Flussschleife Deutschlands, genießen.

Gelungener Strukturwandel

Das ehemalige Kohlerevier hat seine tiefgreifende wirtschaftliche Umstrukturierung erfolgreich gemeistert. Die rund 80.000 Arbeitsplätze, die seit den 1960er-Jahren im Kohlebergbau und in den Stahlhütten abgebaut wurden, sind an anderer Stelle neu geschaffen worden. Doch nicht nur das: Aktuell gibt es im Saarland so viele Arbeitsplätze wie noch nie. Das Bundesland hat sich zu einer der exportstärksten Regionen Deutschlands entwickelt und setzt auf Strukturwandel durch innovative Technologien. Das Saarland ist heute außerdem eines der wichtigsten Zentren der Automobilindustrie in Deutschland. Vor allem lokale Zulieferer wie Bosch, Nemak, Schaeffler, Thyssen-Krupp, Michelin oder auch ZF haben hier einen Unternehmensstandort. Das Saarland ist auch in technologischer Hinsicht Vorreiter und positioniert sich als „Zukunftsfabrik“. Nach dem Verschwinden der Kohlebergwerke hat die heimische Stahlindustrie eine Renaissance erfahren. Der Stahl für den Rumpf des größten Kreuzfahrtschiffes der Welt, der Queen Mary II, wurde beispielsweise vollständig in einer Niederlassung der im Saarland angesiedelten Dillinger Hütte produziert.

Vom Bergbau zur Kultur

Auch die Kulturszene des Landes ist von der Industriegeschichte des Saarlands geprägt. Ein perfektes Beispiel hierfür ist das ehemalige Eisenwerk in Völklingen, die Völklinger Hütte, die 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Der gigantische Industriekomplex, der 1986 stillgelegt wurde, dient heute als Veranstaltungsort für Ausstellungen und Konzerte. Hier findet auch in regelmäßigen Abständen die weltweit wichtigste Retrospektive für Urban Art statt, die UrbanArt Biennale®. 100 Künstler aus 20 Ländern zeigen dabei auf einem Parcours von 100.000 m2 ihre Werke. Auch das Musikfestival Electro Magnetic, bei dem weltbekannte DJs die Bässe wummern lassen, findet im Weltkulturerbe Völklinger Hütte statt.

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