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Welches Verkehrsmittel ist umweltfreundlicher - der Bus oder der Zug? Wie verändert sich der ökologische Fußabdruck mit dem Alter der Fahrzeuge, der Strecke oder der Zahl der Fahrgäste? Und wie kommt man mit kleinem Fußabdruck auch in fernen Ecken Europas von A nach B, selbst wenn es kaum öffentliche Verkehrsmittel gibt, schon gar keine klimafreundlichen? 35 Teams junger Menschen aus ganz Europa haben im Wettbewerb Oekoropa nach Wegen für eine klimafreundliche Reise in die drei Hauptstädte der Triopräsidentschaft gesucht.

© Goethe-Institut
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Bei der Planung der Reisen nach Berlin, Lissabon und Ljubljana ist eine bemerkenswerte Vielfalt von Ideen herausgekommen: Die Teams mixen Fähre, Rad und Reisebusse, nutzen Zug oder Elektroauto. Manche wie die „FAIRreisenden“ aus Jena, wollen die Stationen ihrer Reise nutzen, um online über Nachhaltigkeitsprojekte in den Städten zu berichten. Andere wie die „Green Traveller“ aus Dänemark planen einen Teil der Reise virtuell. Auf der Zugfahrt von Berlin nach Ljubljana möchten sie im Live-Chat mit der Deutschen Schule Lissabon ein gemeinsames Umweltschutzprojekt angehen. Und die „Eco Travellers“ aus Mönchengladbach haben schon vor Beginn ihrer ökologischen Tour Details auf einer eigenen Website online gestellt, um andere Jugendliche in Europa für ihre Ideen zu begeistern.

Die Diskussion über Nachhaltigkeit beleben

Mit dem Wettbewerb will das Goethe-Institut im Rahmen des Kulturprogramms der deutschen EU-Ratspräsidentschaft die Diskussion in der europäischen Öffentlichkeit über das Thema Nachhaltigkeit beleben, vor allem unter jungen Europäerinnen und Europäern. „Klimaschutz ist eines der Hauptthemen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und bewegt besonders die junge Generation“, sagt Projektleiterin Friederike Knodt vom Goethe-Institut. „Wir wollten dem mehr Raum geben und zum Nachdenken über Nachhaltigkeit im Bereich Reise anregen“. Denn Reisen sei für viele Jugendliche ein „Sehnsuchtsthema“, auf das sie nicht verzichten wollen. Um so wichtiger sei auch hier eine kritische Auseinandersetzung: Welche Reise produziert wie viele Emissionen, welche Alternativen gibt es? Knodt: „Wir waren überwältigt, wie viele großartige Konzepte die Jugendlichen trotz der erschwerten Bedingungen unter Corona eingereicht haben“. Die zehn Gewinnerteams bekommen je 5000 Euro, um 2021 – wenn es die Corona-Situation erlaubt - ihre Reise durch Europa in die Tat umsetzen zu können.

Wir haben die Sprecherinnen der Teams aus Griechenland und Rumänien gefragt, wie sie sich ihre Tour genau vorstellen.

Green Teens: „Die Recherche hat uns aufgerüttelt“

Die „Green Teens“ aus Griechenland und ihre Route: Konstantina Mitsopoulou (oben), Christina Chalvatzouli, Alexandros Ballis (unten, v.li) © privat
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„Nachhaltigkeit ist kein so großes Thema bei uns, viele Menschen in Griechenland haben derzeit andere Probleme. Uns hat das motiviert. Als Gewinner des Wettbewerbs hat man die einzigartige Chance, auch andere Jugendliche für nachhaltige Mobilität und Klimaschutz zu begeistern.

Wir drei ergänzen uns gut: Alexandros will später Verkehrsingenieur werden, er weiß viel über nachhaltige Verkehrsmittel; Konstantina hat sich bereits bei Model United Nations-Konferenzen für Jugendliche mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt; ich habe in der 9. Klasse zu Wasser und Nachhaltigkeit geforscht und möchte Naturschutzbiologin werden.

Die Recherche nach möglichst emissionsfreien Reiseformen hat uns nochmal richtig aufgerüttelt: Wir waren erschrocken wie groß die Emissionen beim Fliegen sind. Wir wollten komplett darauf verzichten. Lissabon haben wir daher als Ziel von unserer Reiseroute gestrichen, zu weit ist der Weg zum westlichsten Zipfel Europas. Aber auch die Strecke durch den Balkan ist eine harte Nuss. Von Thessaloniki aus gibt es kaum Züge oder Fernlinienbusse nach Ljubljana.

Mit dem Elektroauto durch den Balkan

Unsere Alternative ist das Elektroauto. Wir haben günstige Ladestationen herausgesucht, aber leider nicht herausfinden können, welche Stationen Ökostrom liefern. Die Betreiber sollten verpflichtet werden, darüber Auskunft zu geben, oder? Von Ljubljana geht es mit dem Zug nach Berlin, zurück nach München fahren wir mit dem Rad und Flixbus, danach über Bologna und Ancona abwechselnd mit Zug, Rad, Fähre und Bus nach Hause. Oft mussten wir die Routen ändern, um eine ökologische Verbindung zu finden. Man muss wirklich sehr genau suchen, um nachhaltig reisen zu können.

Es ist großartig wie viele nachhaltige Unterkünfte es inzwischen überall in Europa gibt. Hostels zum Beispiel, die mit Solarstrom arbeiten und nur organische Lebensmittel servieren. Toll ist das Onlineportal workaway, das Übernachtungen gegen Hilfsarbeiten vermittelt. Wir möchten auch in Nachtzügen schlafen und bei Gastfamilien, die uns der Städtepartnerschaftsverein Leipzig vermittelt.

Diese Möglichkeiten sind viel zu wenig bekannt. Wir können es kaum erwarten, anderen Jugendlichen in Europa über Social Media zu zeigen, was es alles gibt. Und wie viel Spaß eine nachhaltige Reise machen kann – denn da sind wir uns ganz sicher.“


The Sustainables: „Das ist ein großes Experiment“

„The Sustainables“ aus Rumänien: Alexia Ioana Gheorghe, Bianca Rosca-Mayer, Ingrid Ioana Gheorghiu, Codrin Gogoasa (v.li) © privat
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„Es ist erst ein paar Wochen her, dass unsere Deutschlehrerin uns von dem Projekt erzählt hat. Mein Team fand das klasse. Eine Reise durch Europa, andere Kulturen kennenlernen, neue Erfahrungen sammeln und das nachhaltig. Für uns war das wie ein großes Experiment: Ist es möglich, so eine Reise nachhaltig umzusetzen? Bisher hat Nachhaltigkeit auf Reisen für uns keine so große Rolle gespielt. Meist verreisen wir mit dem Auto oder mit dem Flugzeug.

Wie also schafft man das? Für uns war schnell klar: Wir werden ganz viel mit dem Rad fahren. Radfahren ist emissionsfrei, gesund und jeder von uns hat ein Rad. Wir lieben ohnehin den Sport, drei von uns fahren jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule. In Rumänien ist das total unüblich, wir sind fast die Einzigen an unserem Gymnasium. Weite Strecken wollen wir auf unserer Reise allerdings mit dem Zug zurücklegen, die längste führt von Ljubljana bis Lissabon. Für die 2096 Kilometer braucht man 77 Stunden.

7700 Kilometer, 600 Kilogramm CO2 und 30 Bäume

Obwohl wir klimafreundliche Verkehrsmittel benutzen, werden wir auf den gut 7700 Kilometern unserer Reise insgesamt etwa 600 kg CO2 ausstoßen, so viel wie 27 erwachsene Bäume innerhalb eines Jahres ausgleichen können. Um unseren Fußabdruck zu kompensieren, wollen wir daher dreißig Bäume pflanzen, zehn in jeder Hauptstadt der Triopräsidentschaft.

Nachhaltigkeit meint für uns auch, sozial und ökonomisch nachhaltig zu handeln. Deshalb unterstützen wir auf der Reise die lokale Wirtschaft, kleine Geschäfte und Märkte. Unterkünfte suchen wir in Dörfern bei Einheimischen und auf Bauernhöfen, am liebsten im Tausch gegen Mitarbeit auf dem Hof oder im Haushalt. Wenn wir nichts finden, zelten wir oder gehen in nachhaltige Hostels. Und in jeder der drei Hauptstädte möchten wir auf unserer Reise bei nachhaltigen Freiwilligenprojekten mitmachen: In Lissabon bei einer Initiative gegen Lebensmittelverschwendung und einer für nachhaltige Mode, in Ljubljana auf einer sozialpädagogischen Ranch, in Berlin bei der Bildungs-NGO greenbuzzberlin.de.

Bei der Konzeptentwicklung ist uns erst richtig bewusst geworden wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit ist. In Rumänien wissen viele Menschen gar nicht, wie viel wir durch unser alltägliches Verhalten beeinflussen können. Deshalb dokumentieren wir unsere Reise auf You Tube, Tiktok und Instagram. Wir können es kaum erwarten, endlich loszufahren.“


Die zehn Gewinnerteams des Nachhaltigpreises sind:

  • „Die FAIRreisenden“ aus Deutschland
  • „Eco Travellers“ aus Deutschland
  • „ErlebenEuropa“ aus Großbritannien
  • „Girls Gone Green“ aus Rumänien
  • „GreenTeens“ aus Griechenland
  • „Green Traveller“ aus Dänemark
  • „International Crew“ aus Deutschland
  • „RMGonTour“ aus Deutschland
  • „The Sustainables“ aus Rumänien
  • „TreecoTravel“ aus Großbritannien

Mehr Informationen zum Wettbewerb und den Konzepten der Gewinner finden Sie hier.

Weitere Informationen über das Kulturprogramm zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft finden Sie hier oder im folgenden Film.

Das Kulturprogramm der deutschen EU-Ratspräsidentschaft