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Kleine bis mittlere Unternehmen (KMU) sind Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern. Diese Definition umfasst alles, von familiengeführten kleinen Läden an der Straßenecke bis hin zu Technologie-Start‑ups, die an den neuesten Blockchain-Innovationen arbeiten.

Diese Unternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft der EU – sie stehen für 99 Prozent aller Unternehmen in der gesamten EU. Sie leisten ferner einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung neuer Arbeitsplätze – ein Bericht aus dem Jahr 2019 besagt, dass 85 Prozent aller neuen Stellen in den vergangenen fünf Jahren in KMU entstanden sind. Und die Mehrheit davon in Betrieben, die fünf Jahre alt oder jünger waren.

Aufgrund ihrer geringen Größe sind die KMU beweglich und flexibel und deshalb wichtige Antriebskräfte für Innovation. Daher arbeitet die EU an einer Politik, die ihnen helfen soll, ihr Potential zu maximieren. Eine Vielzahl von EU‑Fonds steht zur Verfügung, beispielsweise um unterschiedliche Arten von KMU in unterschiedlichen Stadien ihres Wachstums zu unterstützen. Diese Mittel sind dieses Jahr noch wichtiger geworden, da viele Unternehmen mit den Folgen der COVID‑19-Pandemie zu kämpfen haben. Die Europäische Kommission stellt sicher, dass mit den Rettungspaketen der Regierungen keine Wettbewerbsregeln gebrochen werden, und hat 8 Milliarden Euro für stark betroffene KMU durch Banken und Kreditgeber zur Verfügung gestellt.

Definition KMU

In den 1980er Jahren begann man, das Potential der KMU für die Schaffung von Arbeitsplätzen besser zu verstehen und das allererste europäische Aktionsprogramm für KMU, in dem es um Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ging, wurde 1989 auf den Weg gebracht. Es folgte auf die Einheitliche Europäische Akte von 1987, die Bestimmungen für eine Harmonisierung der Arbeitsbedingungen in ganz Europa vorsah. 1993 verlieh der Vertrag von Maastricht der Unternehmenspolitik eine konkretere Rechtsgrundlage, und seitdem wurde die KMU‑Politik der EU stetig verbessert und erweitert.

2003 hat die Europäische Kommission feste Definitionen dafür erarbeitet, was KMU ausmacht und den Begriff in drei weitere Kategorien unterteilt, nämlich Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen. Ein mittleres Unternehmen macht einen maximalen Umsatz von 50 Millionen Euro im Jahr und beschäftigt weniger als 250 Mitglieder, ein kleines Unternehmen macht einen Umsatz von bis zu 10 Millionen Euro und hat weniger als 50 Beschäftigte, während ein Kleinstunternehmen einen Umsatz von nicht mehr als 2 Millionen macht und weniger als 10 Mitarbeiter hat.

Die Kommission unterscheidet darüber hinaus zwischen eigenständigen Unternehmen und Partnerunternehmen. Die Verbundenheit zwischen vielen Unternehmen kann es manchen KMU schwer machen, sich korrekt zu definieren. Diese Richtlinien helfen Unternehmern, ihren Betrieb korrekt zu kategorisieren und die richtige Form der Unterstützung zu beantragen. Die Definitionen werden regelmäßig überprüft, um festzustellen, ob sie überarbeitet werden müssen.

Einführung eines politischen Rahmenwerks

Mit dem Ziel, den Unternehmergeist im gesamten EU‑Gebiet zu fördern und zu verdeutlichen, wie wichtig KMU für die europäische Wirtschaft sind, hat die Europäische Kommission 2008 den Small Business Act für Europa verabschiedet. Damit wurde ein politischer Rahmen für die KMU geschaffen, der sowohl auf EU‑Ebene als auch auf Ebene der Mitgliedstaaten zum Tragen kommt.

Einer der übergeordneten Grundsätze dieses Rahmenwerks ist, dass Regierungen zuerst an KMU denken (Think Small First – Vorfahrt für KMU), wenn sie politische Maßnahmen beschließen. Ferner sollen Hürden angegangen werden, wie Bürokratie und Handelsbarrieren, mit denen KMU konfrontiert sind, der Wettbewerb soll verbessert werden und den KMU soll geholfen werden, die grenzüberschreitenden Möglichkeiten, die der Binnenmarkt geschaffen hat, so umfassend wie möglich zu nutzen.

Im Jahr 2014 initiierte die Europäische Kommission das Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und für kleine und mittlere Unternehmen (COSME). Dieses wurde durch ein weiteres Projekt der Europäischen Kommission ergänzt, das Programm zur Unterstützung von Strukturreformen, das maßgeschneiderte Lösungen für die Bedürfnisse der einzelnen Mitgliedstaaten erstellt. Im Juni dieses Jahres beispielsweise wurde in Litauen ein Instrument zur Listing‑Unterstützung für KMU eingeführt, um die Finanzmärkte des Landes zu stärken und den Zugang der KMU zu Kapitalmarktfinanzierung zu verbessern.

Eine Strategie für eine neue Ära

Es geht nicht nur darum, KMU zu stärken, sondern auch darum, dass sie auf künftige Herausforderungen wie Klimawandel und Digitalisierung reagieren können. Um hier Unterstützung anzubieten, hat die Europäische Kommission im Frühjahr 2020 eine brandneue Strategie, die KMU‑Strategie für ein nachhaltiges und digitales Europa, eingeführt, die den KMU helfen soll, Klimaneutralität zu erreichen, die Digitalisierung bestmöglich zu nutzen und die verbleibenden Hemmnisse, vor denen sie noch stehen, zu beseitigen. Zu Beginn des Jahres waren nur 17 Prozent der Unternehmen in der EU online. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass die Digitalisierung Firmen helfen kann, sich auf plötzliche Änderungen einzustellen.

Die neuen Maßnahmen umfassen auch ein Netz von Nachhaltigkeitsberatern, die die KMU dabei unterstützen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, ferner beinhalten sie eine Erweiterung der Zentren für digitale Innovation, um den Unternehmen zu helfen, neue Technologien zu testen und bessere Einblicke in den Markt zu erhalten. Kurzlehrgänge zum Thema Digitales in den Bereichen KI, Cybersicherheit und Blockchains werden die KMU dabei unterstützen, sich auf die digitalen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Ein neuer EU Start‑up Nations Standard wird den Mitgliedstaaten helfen, bewährte Verfahren auszutauschen, um High-Tech-KMU ein schnelleres Wachstum zu ermöglichen. Das übergeordnete Ziel ist es, Europa zum attraktivsten Standort der Welt für die Gründung und das Wachstum von Technologie-KMU zu machen.

Um sicherzustellen, dass die Sicht der KMU durchweg gehört wird, wird ein eigens eingesetzter EU‑Beauftragter mit den KMU-Akteuren zusammenarbeiten, um Hemmnisse zu erkennen und Lösungen zu erarbeiten, und diese der Kommission melden.

KMU in die Lage versetzen, in unserer sich wandelnden Welt zu bestehen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID‑19, die Klimakrise und die Digitalisierung der Gesellschaft machen es nötig, unsere Regeln zu aktualisieren, um den Industrieunternehmen unserer Länder zu helfen, sich den neuen Bedingungen anzupassen. Angesichts ihres substanziellen Beitrags zur europäischen Wirtschaft spielen die KMU eine bedeutende Rolle, wenn es darum geht, Innovation voranzutreiben und die Erholung zu fördern.

Daher liegt einer der Schwerpunkte der deutschen Ratspräsidentschaft darin, KMU zu stärken und ihnen zu helfen, sich gegenüber wachsendem globalen Wettbewerb zu behaupten. Themen wie niedrige Digitalisierungsraten zeigen, dass mehr zu tun ist, wenn es darum geht, Unternehmen auf sich wandelnden Märkten so resilient wie möglich zu gestalten. Während die COVID‑19-Pandemie mehr Unternehmen veranlasst, staatliche Unterstützung zu suchen, arbeitet die deutsche EU‑Ratspräsidentschaft daran, sicherzustellen, dass die entsprechenden Hilfspakete fairen Wettbewerb fördern, gute Arbeitsbedingungen gewährleisten, die Schaffung entscheidender Infrastruktur fördern und sich umweltpolitischen Herausforderungen stellen.

Unterstützung für die KMU und ihr Wachstum werden von ausschlaggebender Bedeutung sein, wenn es darum geht, unseren Volkswirtschaften zu helfen, sich von den finanziellen Auswirkungen der aktuellen Pandemie zu erholen. Deutschland unterstützt die jüngste Strategie der Kommission und nutzt seine Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union, um einen Beitrag dazu zu leisten, dass die KMU nicht nur überleben, sondern in unserer im Wandel begriffenen Welt auch weiterhin prosperieren.