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Es stand von Anfang an fest: Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft soll so klimaschonend wie möglich organisiert werden. Auf Kleingeschenke für die Delegationen wurde verzichtet, regionale, fair gehandelte Lebensmittel beim Catering, durchdachte Konzepte zur Müllvermeidung und Veranstaltungssorte mit höchsten Umweltstandards waren Pflicht. Dennoch lassen sich Emissionen nicht vollständig vermeiden oder reduzieren. Mit ihren zahlreichen Veranstaltungen und Videokonferenzen hinterlässt auch eine nachhaltige EU-Ratspräsidentschaft einen CO2-Fußabdruck. Mit 71.519 Tonnen CO2-Äquivalenten hat das Umweltbundesamt die Emissionen kalkuliert.

„Diese Emissionen gleichen wir aus, indem wir internationale Klimaschutzprojekte unterstützten“, erläutert Stefanie Böther, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHst) im Umweltbundesamt. Das Prinzip der freiwilligen Kompensation beruht auf dem Gedanken, dass es für das Klima nicht entscheidend ist, an welcher Stelle Emissionen ausgestoßen oder vermieden werden. Die an einer Stelle verursachten Emissionen lassen sich auch an einem andren Ort einsparen – und zwar durch Investitionen in Projekte, die dazu führen, dass der Treibhausgasausstoß reduziert wird.

Gutschriften für die Kompensation von Emissionen

Deutschland erwirbt für diese Kompensation sogenannte „Emissionsminderungsgutschriften“, die Certified Emission Reductions (CERs), aus Projekten, die nach dem Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (CDM) des Kyoto-Protokolls der Vereinten Nationen zertifiziert sind. Eine solche Gutschrift zertifiziert, dass der Ausstoß von einer Tonne CO2 Äquivalente durch das Klimaschutzprojekt vermieden wurde. Mit den Gutschriften für diese Kompensation werden oft auch Klimaschutzprojekte finanziert, die nicht nur nachweisbar Emissionen vor Ort reduzieren, sondern auch einen nachhaltigen Nutzen für die Projektländer bringen. Zum Beispiel den Ausbau der Arbeitsplätze vor Ort oder der Gesundheitsschutz der lokalen Bevölkerung.

Unmittelbar nach dem Erwerb löscht Deutschland die Gutschriften, so dass sie auf dem freiwilligen Markt für Treibhausgaskompensationen nicht mehr gehandelt werden können und die Kompensation dauerhaft sichergestellt ist.

Drei Projekte wurden zur Kompensation der Emissionen durch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft auswählt. Alle drei Projekte sind Kleinstprojekte, die einen direkten Beitrag zur lokalen nachhaltigen Entwicklung liefern und liegen in drei der am wenigsten entwickelten Ländern der Welt: In Malawi, Sambia und Uganda.

Effiziente Kochöfen: Malawi und Sambia

Sauberer und effizienter: Kochen mit neuen Holzöfen in Malawi und Sambia © C-Quest Capital Malaysia Global Stoves Limited
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In Malawi und Sambia wird mit Holzkohle und Holz gekocht und geheizt. Häufig ist Holz die einzige Energiequelle. Doch dadurch werden nicht nur zu viele Waldflächen abgeholzt, auch die Methode selbst ist ineffizient. Denn mit traditionellen Herden und Öfen lassen sich Holz und Holzkohle nicht vollständig in Wärmeenergie umwandeln. Zudem entstehen beim Verbrennen Asche und Kohlenmonoxid. In schlecht belüfteten Wohnräumen kann das zu Atem-, Herz-, Kreislauf- und Augenkrankheiten führen, häufig sind Lungenentzündung oder Lungenkrebs.

Die Projekte in Malawi und Sambia verwenden Kochöfen, die das Holz sauberer und effizienter verbrennen. Das schützt die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner und spart den Haushalten erhebliche Kosten. Sie werden unabhängiger von steigenden Preisen für Holzkohle, Holz und Transport. Zudem sinkt durch den Einsatz effizienter Öfen die Nachfrage nach Holz und Holzkohle. Das schont den Wald und reduziert Bodenerosion, Zerstörung natürlicher Lebensräume und den Verlust von Biodiversität. Außerdem beleben die Projekte den regionalen Arbeitsmarkt, weil für Produktion, Vertrieb und Wartung effizienter Kochöfen Arbeitskräfte benötigt werden.

Sauberes Trinkwasser: Uganda

Wasser zapfen in Uganda: Ein Chlorfilter sorgt für sauberes Wasser direkt an der Ausgabestelle © south pole group
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Zunehmende Wetterextreme, Überschwemmungen, Dürreperioden und Wassermangel sind bereits heute Folgen des Klimawandels. Das bedroht nicht nur Landwirtschaft und Nahrungssicherheit, sondern auch die Gesundheit der Bevölkerung. Denn durch Überschwemmungen beispielsweise gelangen leichter Krankheitserreger ins Trinkwasser.

In einigen ländlichen Regionen Ugandas sind vor allem Magen-Darm-Infektionen inzwischen eine ernste Bedrohung, besonders bei Kindern. Sie entstehen durch schlechte Wasserqualität, mangelnde sanitäre Einrichtungen und ungenügende Hygiene. Wo immer möglich wird deshalb Wasser an Feuerstellen abgekocht, um es von Viren und Bakterien zu befreien. Doch im Alltag ist der aufwändige Prozess oft nicht realistisch. Zudem entsteht beim Abkochen CO2, das Beschaffen von Brennholz und Holzkohle ist teuer und aufwendig und die Ressource Holz knapp.

Die Trinkwasserprojekte in Uganda dagegen reinigen das Trinkwasser mithilfe einer Chlorlösung, so dass es bedenkenlos genutzt werden kann. Das Wasser wird meist direkt an den Brunnen oder den Wasserleitungen mit Chlor behandelt. Diese Technologie macht das Abkochen vor dem Verzehr überflüssig. Der CO2-Ausstoß wird verringert, Waldflächen müssen nicht mehr gerodet werden und die Familien sparen Zeit und Geld. Auch Erkrankungen der Augen und Atemwege, verursacht durch den Rauch offener Kochstellen, werden verringert. Oft gibt es projektbegleitend umfassende Gesundheits- und Hygieneschulungen.

Weitere Informationen zur Kompensation der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und zu den Mechanismen der Kompensation: