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1. Wofür steht die Industriestrategie in Deutschland und Europa?

Mit einer Industriestrategie wird Politik für die Industrie gemacht und im Normalfall ein Plan für die nächsten Jahre und Jahrzehnte unterbreitet, damit sich die Industrie weiter gut entwickeln kann. Dabei wird die Industrie insgesamt betrachtet: Welche Weichen müssen wir stellen oder ändern, damit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, und die Unternehmen in der Industrie sich weiter gut entwickeln, oder wie man unter Wirtschaftswissenschaftlern sagt: wettbewerbsfähig bleiben?

Dabei sind in einer Sozialen Marktwirtschaft folgende Dinge besonders bedeutend: Sind die Rahmenbedingungen für die Industrie weiterhin richtig; wie sieht es mit Steuerlast, Arbeitsplätzen, anderen Abgaben aus? Wird sie entsprechend gefördert, welche Technologien sind für die Zukunft aller und der Industrie entscheidend? Sind andere Bereiche so aufgestellt, dass sie auch für die Industrie dienlich sind? Dazu gehören Fragen der Aus- und Weiterbildung genauso wie Fragen der Handelspolitik und des Wettbewerbsrechts. Denn wenn diese Faktoren alle richtig eingestellt sind, dann können die industriellen Unternehmen Leistung und Wettbewerbskraft entfalten und ihren Beitrag zu Wachstum und Wohlstand erbringen.

2. Was bedeutet es, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken?

Mit dem Begriff Wettbewerbsfähigkeit ist zunächst eine Art „Lebensfähigkeit“ gemeint. Ist ein Unternehmen wettbewerbsfähig, so hat es sich im Wettbewerb durchgesetzt, d.h. es verkauft seine Produkte am Markt zu „wettbewerbsfähigen“ Preisen und erzielt damit Gewinn. Auch dem Staat bzw. der Politik kommt die Aufgabe zu, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft insgesamt, und hier der Industrie im Besonderen, zu stärken. Dies kann dadurch geschehen, dass sie die Rahmenbedingungen (s.o.) optimiert.

Eine „nachhaltige“ Stärkung bedeutet, dass im Gegensatz zu einer sehr kurzfristig wirkenden Unterstützung, die politische Maßnahme eine auf längere Zeit anhaltende positive Wirkung hervorruft. Aktuell werden insbesondere politische Vorstellungen in Richtung Klimaschutz, z.B. durch Einsparung von CO2, oder Digitalisierung, z.B. in Form von Entwicklung neuer digitaler Technologien, als „nachhaltig“ diskutiert, da sie die wirtschaftliche Entwicklung über die nächsten Jahre und Jahrzehnte bestimmen werden. Eine nachhaltige Stärkung kann also eine politische Unterstützung von Umbaumaßnahmen einer Industrieproduktion sein, die danach effizienter arbeitet und z.B. weniger Ressourcen verbraucht.

3. Wie kann sich die Industrie in Deutschland und Europa von der Corona-Pandemie erholen?

Die Corona-Pandemie hat die Industrie in Deutschland und Europa in eine sehr schwierige wirtschaftliche Lage gebracht. Die Auswirkungen von beispielsweise weniger Konsum durch die Bevölkerung und sinkender Nachfrage ausländischer Firmen nach deutschen oder europäischen Industrieprodukten stellten zu Beginn viele Firmen vor die Problematik ausbleibender Einnahmen.

Auch wenn nun langsam aber sicher der Erholungsprozess einsetzt werden die Auswirkungen noch lange Zeit zu sehen und zu spüren sein. Vieles wurde bereits unternommen, um der Industrie in Deutschland und Europa sofort und für die kommenden Monate unter die Arme zu greifen. In Deutschland hat die große Mehrheit aller Industrieunternehmen mit dem Mittel der Kurzarbeit zunächst die Krise überbrückt. Neben dieser und anderen Soforthilfemaßnahmen sind nun langfristige Investitionen sinnvoll und für Wirtschaftswachstum förderlich. Hier kann der Staat eine entscheidende Rolle spielen, indem er unter anderem durch Co-Finanzierungen in zukunftsträchtigen Bereichen private Investitionen im großen Stil auslöst. So ist zum Beispiel die Wasserstofftechnologie eine vielversprechende Möglichkeit eher klimaschädliche Produktionsprozesse oder Antriebsstoffe zu ersetzen. Im Bereich der Stahlproduktion oder z.B. bei der Bewegung von Schwerlasten kann Wasserstoff eine „nachhaltigere“ alternative Lösung sein. Wenn jetzt noch viele europäische Industrieunternehmen, die im gleichen technologischen Sektor zukunftsträchtig aktiv sind, zusammenkommen, wie zum Beispiel bei einem IPCEI („Important Project of Common European Interest“), dann kann sich die Industrie nicht nur von der Corona-Pandemie erholen, sondern gleichzeitig noch für das zukünftige Geschäft gut aufstellen.