Hauptinhalt

© BMEL/photothek
Schließen

Ausflug in die Weinberge

31. August 2020, in der Nähe von Koblenz. Die 27 EU-Landwirtschaftsminister- und Ministerinnen nehmen an einer Exkursion zum Winninger Uhlen teil, einem der spektakulärsten Terrassenweinberge im gesamten Moselgebiet. Er liegt zwischen 75 und 210 Meter über dem Meeresspiegel und hat ein Gefälle von 50 bis 70 Prozent. Hier wächst einer der besten Rieslinge in Deutschland. Auf Einladung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sind die EU-Ministerinnen und Minister zu einem informellen Treffen nach Koblenz gekommen. Das Treffen richtet das Landwirtschaftsministerium im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft aus. Die Exkursion dient der Vorbereitung auf die Tagung, die am folgenden Tag im Konferenzraum der Rhein-Mosel-Halle stattfindet. Auf der Diskussionsagenda: Welche Lehren können wir aus der Covid-19-Pandemie ziehen? Wie kann der Agrar- und Lebensmittelsektor widerstandsfähiger werden? Und wie kann die Einführung eines europaweit einheitlichen Tierwohlkennzeichen vorangetrieben werden, das transparent darüber informiert, unter welchen Bedingungen, Tiere aufgezogen, transportiert und geschlachtet werden? Es soll den Verbrauchern an der Ladentheke die Entscheidung für mehr Tierwohl erleichtern.

© BMEL/photothek
Schließen

Rheinland-Pfalz, Deutschlands führendes Weinland

Die Weinbaulage Winninger Uhlen liegt im Herzen von Rheinland-Pfalz. In Deutschlands Weinland Nummer Eins liegen sechs der dreizehn deutschen Weinanbaugebiete (Mittelrhein, Pfalz, Nahe, Mosel, Rheinhessen und Ahr). Mehr als 10.000 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Bundesland, zusammen produzieren sie etwa 70 Prozent der deutschen Weinernte. Besonders in der Region ist die große Vielfalt an Rebsorten: Auf einer Gesamtfläche von etwa 64.000 Hektar werden vor allem die klassischen Weißweine angebaut – Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner und die weißen Burgunder-Rebsorten. Bei den roten Reben dominiert die Dornfelder Traube, gefolgt vom Portugiesen und Spätburgunder. Die meisten von ihnen wachsen auf terrassierten Weinbergen mit Blick auf die Flusstäler.

© BMEL/photothek
Schließen

Mit der Einschienenbahn die Steillagen hinunter

Durch den Weinbau an steilen Hanglagen lassen sich zwar Weine mit sehr hoher Mineralität herstellen. Doch die Lage ist für die Winzer auch eine große Herausforderung. Um extreme Steigungen zu überwinden, nutzen sie Zahnradbahnen, sogenannte Monorackbahnen. Sie können Steigungen von bis zu 100 Prozent bewältigen und dabei bis zu 250 Kilogramm transportieren. An steil abfallenden Weinbergen werden während der Weinlese so Pfähle, Dünger und Trauben befördert. Manchmal dienen die Monorackbahnen auch als Aufstiegshilfe für Winzer ... oder sogar für Landwirtschaftsminister.

© BMEL/photothek
Schließen

Drohnen für den Weinbau

Der Einsatz neuer digitaler Techniken und ihre Vorteile für die Arbeit der Winzer waren Hauptthemen des informellen Treffens der Landwirtschaftsministerinnen und -minister. Ein Beispiel sind Drohnen. Bisher nutzen Weinbauern oft Hubschrauber, um Pestizide zu versprühen; in Zukunft könnten sie dafür Drohnen einsetzen. Diese sind leiser und bergen weniger Unfallrisiken als Hubschrauber. Weil Drohnen Pestizide gezielter platzieren können, kommen Winzer mit geringeren Mengen aus. Darüber hinaus liefern Luftaufnahmen Informationen über Wachstum, Düngebedarf, Reifegrad und Krankheiten der Reben. So kann Drohnentechnik die Produktivität im Weinbau steigern.

© Jochen Tack
Schließen

Koblenz, 2000 Jahre Geschichte

Koblenz ist nicht nur eine der ältesten Städte Deutschlands, sondern auch eine Stadt mit einer besonders reichen und vielfältigen Geschichte. Die Römer, die Franken, die Kurfürsten und Bischöfe von Trier, die Franzosen und die Preußen haben in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Teile von Koblenz gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt liegt dort, wo „Vater Rhein und Mutter Mosel“ zusammenfließen. Das „Deutsche Eck“ ist ein geschichtsträchtiger Ort. Mit knapp 114.000 Einwohnern ist Koblenz nach Mainz und Ludwigshafen am Rhein die drittgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2011 fand die Bundesgartenschau in Koblenz mit mehr als 3,5 Millionen Besuchern statt. Das gab der Stadt einen enormen Schub.

© Jochen Tack
Schließen

Im Land der Loreley

Koblenz liegt zudem in einer der schönsten Landschaften Deutschlands. Es ist Inbegriff der Rheinromantik – umgeben von schönen Flusstälern, romantischen Dörfern, steilen Weinbergen und tiefen Wäldern. Die Stadt liegt in der Nähe eines der berühmtesten deutschen Felsen: der Loreley. Sie erhebt sich 132 Meter über den Rhein. Als Nymphe der germanischen Mythologie, die mit ihren Liedern die Schiffer des Rheins verzauberte, bis sie untergingen, war die Loreley eine Quelle der Inspiration für viele Schriftsteller. Heinrich Heine widmete ihr ein Gedicht.

© picture-alliance / akg-images
Schließen

Sitz des kollektiven Gedächtnisses

Koblenz ist auch der Hüter des deutschen Gedächtnisses: Die Stadt ist Sitz des Bundesarchivs, zuständig für die Bewahrung und Erschließung des Archivs der Bundesregierung. Einige der Dokumente stammen aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches (vom Mittelalter bis 1806). Das Bundesarchiv verwahrt in seinen Bibliotheken 406 Kilometer Schriften, 13 Millionen Bilder, 1,15 Millionen Filmrollen, 75.000 Plakate, 1,95 Millionen Karten und 2,13 Millionen Bücher. Darunter Fotos des legendären Treffens zwischen Helmut Kohl und Michail Gorbatschow im Juli 1989 im Restaurant „La Redoute“ in Bad Godesberg. Hier sprach der sowjetische Staatschef zum ersten Mal von einem möglichen Fall der Berliner Mauer.

© Stadt Koblenz
Schließen

Eine Stadt, offen für Europa und die Welt

Koblenz ist eine weltoffene europäische Stadt. Die Stadt unterhält acht Partnerschaften mit Städten vergleichbarer Größe in Europa und der ganzen Welt. Als 1963 der deutsch-französische Freundschaftsvertrag unterzeichnet wurde, schloss Koblenz seine erste Städtepartnerschaft: Mit der zentralfranzösischen Stadt Nevers in der Region Burgund-Franche-Comté. Seitdem sind Städtepartnerschaften mit Haringey und Norwich in Großbritannien, Maastricht in den Niederlanden, Novara in Italien, Austin in den Vereinigten Staaten und Petah Tikva in Israel dazugekommen. Die jüngste Städtepartnerschaft wurde 2007 mit der kroatischen Stadt Varaždin besiegelt.

Wie viele Städtepartnerschaften geht die Verbindung von Koblenz und Varaždin vor allem auf die Initiative eines engagierten Koblenzers zurück: Friedhelm Pieper (im Bild ganz links, hier neben dem damaligen kroatischen Vize-Bürgermeister Slobodan Mikac, Alt-Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig, Ex-Kulturdezernent Detlef Knapp), überzeugter Europäer und ein langjähriger Außenwirtschaftsreferent der Industrie- und Handelskammer Koblenz (IHK). Nachdem er 40 Jahre lang für die IHK durch europäische Länder gereist war, wollte er die Entwicklung Kroatiens nach dem Jugoslawien-Krieg unterstützen und knüpfte erste Verbindungen. Noch heute ist er Präsident des Freundschaftskreises der beiden Städtepartnerstädte.

© dpa-Zentralbild
Schließen

Europäische Solidarität in der Pandemie

Ursprünglich geschaffen, um die deutsch-französische Aussöhnung zu fördern und den Frieden in Europa zu sichern, ermöglichen es die Städtepartnerschaften heute den Einwohnerinnen und -einwohnern, sich auszutauschen, Freundschaften zu knüpfen und voneinander zu lernen. Ein Gefühl europäischer Identität entsteht. Wegen der Covid-19-Pandemie mussten die zahlreichen Austauschaktivitäten zwischen Koblenz und ihren Städtepartnerschaften jedoch verschoben werden. Doch Koblenz zeigt Solidarität: Italienische Coronavirus-Patienten wurden im Bundeswehrzentralkrankenhaus in der Stadt aufgenommen. Und im April dieses Jahres sandte der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner ein Solidaritätsschreiben an seine Partnerstädte. Bürgermeister Ivan Čehok von Varaždin antwortete: „Vielen Dank für Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis in der Zeit, in der die ganze Welt im Kampf gegen einen unsichtbaren Feind vereint ist. Die Stadt Koblenz und die Stadt Varaždin sind Partnerstädte, die durch langjährigen Zusammenarbeit nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in Zeiten des Kampfes mit Covid-19 verbunden sind.“